Bis zu 300 000 Fachkräfte fehlen – Bund bringt Reformen bei Migration und Weiterbildung auf den Weg

Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt hat sich zu einem Austausch mit der Schleswig-Holsteiner Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer getroffen. Kernthema des Gesprächs war der Fachkräftemangel: Bis 2035 fehlen inSchleswig-Holsteinbis zu 300 000 Arbeitskräfte – eine riesige Herausforderung auch für die Kreise Segeberg und Stormarn.

„Bis 2035 wollen wir in Deutschland fast 100 Prozent unseres Stroms aus Erneuerbaren produzieren. Das geht nur mit dem massiven Ausbau von Windkraftanlagen und der Installation von Solardächern, den wir im Bund derzeit vorantreiben. Klar ist: Für die Bewältigung dieser Mammutaufgabe benötigen wir das Knowhow unserer heimischen Handwerksbetriebe. Die Betriebe wiederum sind auf die nötigen Fachkräfte angewiesen“, betont Bergt, der stellvertretender Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Energiepolitik ist.

Genau hier liegt die große Herausforderung: „Die Wirtschaft sieht in den kommenden 13 Jahren eine Fachkräftelücke zwischen 180 000 und 300 000 Beschäftigten. Wenn wir nicht zügig gegensteuern, schadet das der Energiewende und unserer Wirtschaft.“ Bergt sieht Wirtschaft, Kommunen, Land und Bund gemeinsam in der Pflicht. „Alle müssen ihren Beitrag dazu leisten, dass mehr Menschen den Weg in eine Ausbildung finden und wir die Fachkräftelücke schließen. Das wird schwer, aber ich bin mir sicher: Gemeinsam schaffen wir das.“

Einen wichtigen Schub könnte eine Modernisierung der Ausbildungsberufe liefern, ist sich der SPD-Politiker sicher: „Ich hielte es für denkbar, dass wir sogenannte Modulausbildungen ermöglichen, die bestimmte Qualifikationen verschiedener Ausbildungsberufe miteinander kombiniert. Eine Vollausbildung wäre dann nicht nötig. So könnten wir gezielter auf neue Anforderungen reagieren, zum Beispiel bei der Installation von Solardächern.“ Ein konkretes Vorhaben des Bundes ist das sogenannte „Lebenschancen-Bafög. „Damit ermöglichen wir die flexible Weiterbildung – unabhängig von Abschluss oder erlerntem Beruf“, so Bergt.

Große Hoffnungen setzt die heimische Wirtschaft auch auf die Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass wir als Bund Geduldeten nach mehreren Jahren ein festes Bleiberecht ermöglichen, ebenso gut integrierten Jugendlichen. Sie sind bereits Teil unserer Gesellschaft. Warum sollten wir ihnen nicht die Chance geben, ihre Interessen und Stärken bei uns einzubringen?“ Wichtig sei eine „zielorientierte Verwaltung“, die nicht verhindert, sondern ermöglicht. Bergt: „Es darf nicht sein, dass Menschen einen Ausbildungsnachweis aus dem Betrieb vor Ort vorlegen, sie von den Betrieben eingeplant werden, aber erst Wochen später tatsächlich eingesetzt werden können. Gründlichkeit ist gut – mehr Schnelligkeit wäre aber für unsere Wirtschaft mindestens genauso wichtig. Hier würde ich mir mehr Pragmatismus wünschen.“